Basics
1. Gentherapie gegen
Zahnfleischentzündungen
Acht von zehn Deutschen
leiden an einer mehr
oder weniger ausgepräg-
ten, teilweise chroni-
schen Zahnfleisch-
entzündung (Gingivitis).
Das fühlt sich äußerst
unangenehm an und
kann den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen: Das Diabetes-,
Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko steigt. Bislang galt vor allem
eine unzureichende Pflege der Zahnzwischenräume als
Hauptursache. Eine US-Studie zwingt nun zum Umdenken. Sie
zeigt, dass mehr als 9000 Gene bei der Entstehung und Heilung der
Gingivitis mitmischen. Außerdem fanden die Wissenschaftler der
Universität von North Carolina in Chapel Hill heraus, dass unser
Körper auf die Entzündung im Mund mit den gleichen Reaktionen
antwortet, die sonst bei der Aktivierung unseres Immunsystems
ablaufen. Diese Erkenntnisse eröffnen neue
Therapiemöglichkeiten: Beispielsweise könnte ein Gentest
frühzeitig Gingivitis-Risikopatienten aufspüren. Und unschädlich
gemachte Viren könnten als „Boten“ gezielt die entscheidenden
Gingivitis- Gene beeinflussen und so die Entzündung stoppen.
Erste Versuche in diese Richtung waren bereits erfolgreich.
2. Endlich entschlüsselt: der Bauplan
für unseren ultraharten Zahnschmelz
Keine andere biologische Substanz ist so hart wie Zahnschmelz.
Doch woran liegt das? Forscher der Technischen Universität
Hamburg-Harburg (TUHH) haben den Zahnschmelz jetzt auf Nano-
Ebene durchleuchtet – erstmalig auf der Welt. Das überraschende
Ergebnis: Zahnschmelz besteht aus einem korbähnlichen Geflecht,
gebildet aus harten Mineralstoffen und einer Art Klebemasse. Der
nächste Schritt, den die Hamburger Wissenschaftler nun gehen
wollen, steht ebenso fest: Sie wollen den gefundenen Bauplan der
Natur so schnell und genau wie möglich imitieren, um allen
zukünftigen Zahnarzt-Patienten noch besseren, härteren
Zahnersatz bieten zu können.
3. Der Zahnarzt der Zukunft betreibt
„Biofilm-Management“
Jahrzehntelang wurde in der Zahnheilkunde von „Plaque“
gesprochen und uns Patienten eingebläut: Die muss weg! Doch
neueste Studien zeigen ein differenzierteres Bild: Schädliche und
nützliche Bakterien leben in der Mundhöhle wie in einer WG. „Fast
schon ein mehrzelliger Organismus“, sagt Prof. Ulrich Saxer vom
Zahnmedizinischen Zentrum Zürich. Prompt hat sich auch das
Fachvokabular geändert: Statt die Plaque zu entfernen, wird „der
dentale Biofilm gemanagt“. Anders gesagt: Die „guten“ Keime
müssen gepflegt, die „bösen“ bekämpft werden. Keine leichte
Aufgabe. Wirkstoffe wie Chlorhexidin, kurz CHX, oder Fluoride
halten den gefährlichsten Streptococcus mutans in Schach. Bei der
Gingivitis-Therapie (siehe Punkt 1) nutzt man den Biofilm dagegen
als CHX-Depot. Auch den Zuckerersatzstoff Xylit mögen Karies-
Bakterien nicht. Ganz neu: Antikörper-Lacke und ein veränderter,
von Tabakpflanzen gebildeter Streptococcus mutans, der im
dentalen Biofilm das antibakterielle Enzym Mutacin bildet
Zahnpflege.
4. Elektrisch putzt es sich besser als mit
der Hand
Nur ein Drittel aller Deutschen putzt noch mit einer
Handzahnbürste, zwei Drittel vertrauen bereits der elektrischen
Variante. Zu Recht, wie jetzt eine Übersichtsarbeit des
internationalen Wissenschaftler-Netzwerks Cochrane Collaboration
belegt, das die „Putzdaten“ von fast 4000 Teilnehmern analysierte:
Vor allem elektrische Bürsten, die sich ultraschnell hin und her
drehen (oszillierende Rotation) tragen Beläge um durchschnittlich
75 Prozent besser ab und senken das Gingivitis-Risiko nachhaltig.
„Und im Gegensatz zur Handzahnbürste besteht kein erhöhtes
Schädigungsrisiko für Zähne und Zahnfleisch durch eine falsche
Putztechnik“, so Prof. Peter G. Robinson von der University of
Sheffield in England, Hauptautor der Analyse.
5. Sanfte Pflege bringt mehr
Elektrisch putzen wir unsere Zähne nicht nur gründlicher und
schonender, die leise surrenden Geräte bewirken außerdem, dass
wir uns mehr Zeit für die tägliche Mundpflege nehmen. Die
Aufsteckbürsten (z. B. „Oral-B Precision Clean“, im Fachhandel)
haben eine höhere Borstendichte, umschließen unsere Zähne
besser und gelangen tiefer in die Zwischenräume. Inzwischen
werden sie auch im handlichen Kofferformat angeboten (z. B.
„Panasonic Reisezahnbürste EW-DS11“, Fachhandel). Die News bei
Zahncremes: Auch hier ist weniger mittlerweile mehr. Zahnärzte
empfehlen Pasten mit möglichst wenig Abrieb. Der wird mit dem
RDA-Wert angegeben und sollte idealerweise unter 60 liegen (z. B.
„Pearls & Dents“, Drogerie-Märkte).
6. Amalgam nicht entfernen lassen
In Amalgam sehen viele Zahnärzte immer noch die ideale Füllung:
haltbar, leicht einsetzbar und günstig. Und nach wie vor wird es als
einziges Füllmaterial von den gesetzlichen Krankenkassen voll
erstattet. Hinzu kommt, dass neuere Materialien wie Keramik zwar
besser aussehen, in puncto Haltbarkeit aber deutlich schlechter
abschneiden. Doch bei Patienten hat Amalgam kein gutes Image,
weil es zur Hälfte aus Quecksilber besteht. Kritiker behaupten, das
Metall vergifte den Körper schleichend und löse u. a. Migräne,
Müdigkeit und Konzentrationsschwäche aus. Inzwischen bestätigen
aktuelle Studien jedoch, dass das Quecksilber sehr stabil in den
Füllungen gebunden bleibt. Selbst wenn kleinere Stücke
abbrechen, scheidet der Körper sie einfach aus. Dagegen wird
beim Entfernen von Amalgam-Plomben oft Quecksilberdampf frei,
der dann über die Atemwege in den Körper gelangt – wenn der
Zahnarzt nicht umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen trifft.
Deshalb: Amalgamfüllungen lieber drin lassen und nur bei Bedarf
erneuern.